Hl. Basilius der Grosse: Einladung


Es handelt sich um eine dringende Einladung an die Säumigen, sich taufen zu lassen und endlich ein christliches Leben zu beginnen. Wir sind getauft. Ist unser Leben ein Zeichen, dass wir durch die Taufe Kinder Gottes geworden sind? (PG XXXI, 424-444).

"Deshalb ruft die Kirche ihre Pfleglinge mit lauter Stimme von fern her zusammen, um denen jetzt das Leben zu geben, die sie schon lange mit Wehen getragen, um denen die kräftige Kost der Glaubenslehren zu reichen, die sie der Milch des ersten Unterrichtes entwöhnt hat.

... du säumst, überlegst, zögerst? Du, von Kindheit an im Glauben unterrichtet, stimmst der Wahrheit noch nicht bei? Immer lerntest du, und bist noch nicht zur Erkenntnis gekommen! Du prüfst dein ganzes Leben lang, forschest bis zum Greisenalter; wann wirst du ein Christ werden? Wann dürfen wir dich als den Unsrigen begrüßen? Im Vorjahre hast du den gegenwärtigen Zeitpunkt abgewartet; jetzt willst du wieder auf das nächste Jahr warten. Sieh zu, daß du nicht Versprechungen machst über dein Leben hinaus! <Du weißt nicht, was der kommende Tag bringt.> Versprich nicht, was nicht dein ist! Zum Leben rufen wir dich, o Mensch. Warum folgst du dem Rufe nicht zur Teilnahme an den Gütern? Warum schmähst du das Geschenk? Das Himmelreich ist geöffnet. Der da einlädt, trügt nicht. Der Weg ist leicht; du hast nicht viel Zeit, nicht Aufwand, nicht Mühe nötig. Was besinnst du dich? Was zögerst du? Warum fürchtest du das Joch wie eine Färse, die noch kein Joch getragen? <Es ist süß, es ist leicht.> Es schabt den Nacken nicht, sondern ziert ihn... Beuge deinen ungebändigten Nakken! Werde ein Jochtier Christi, damit du nicht, ohne Joch und ungebunden im Leben, eine leichte Beute der wilden Tiere werdest.

Du bist jung? Sichere deine Jugend mit dem Zaume der Taufe! Ist die Jugendblüte dahin? Hüte dich, daß du nicht die Wegzehrung verlierst, bringe dich nicht um das Schutzmittel und denke nicht von der elften Stunde wie von der ersten; muß doch schon der, welcher das Leben anfängt, das Ende vor Augen haben. Wenn ein Arzt dir verspräche, er werde dich durch gewisse Mittel und Kunstgriffe aus einem Greise wieder zum Jünglinge machen, würdest du dich nicht nach jenem Tage sehnen, an dem du dich zur Jugendblüte zurückkehren sähest? Wo dir aber die Taufe verspricht, deiner gealterten und schuld deiner Sünden durch Runzeln und Flecken entstellten Seele die frühere Blüte wiederzugeben, da verachtest du den Wohltäter und drängst nicht zur Verheißung hin. Willst du denn das große Wunder der Verheißung nicht schauen — wie der Mensch ohne Mutter wiedergeboren wird, wie der <alte und durch trügerische Lüste verderbte Mensch> wieder voll Kraft sich verjüngt und zur wahren Jugendblüte zurückkehrt?

Die Taufe ist für Gefangene ein Lösegeld, der Schulden Vergebung, der Sünde Tod, Wiedergeburt des Geistes, ein lichtes Gewand, ein unzerstörbares Siegel, ein Fahrzeug zum Himmel, Vermittlerin des Reiches, das Gnadengeschenk der Kindschaft Gottes. Und so hohen und erhabenen Gütern ziehst du, erbärmlicher Mensch, die Lust vor? Ich kenne deinen Aufschub — trotz deiner Ausreden. Deine Handlungen rufen laut genug, mag auch dein Mund schweigen: <Laß mich das Fleisch zu schändlichem Genusse mißbrauchen, im Schlamme der Wollust mich wälzen, die Hände mit Blut beflecken, fremdes Gut rauhen, betrügen, falsch schwören, lügen; und dann, wenn ich einmal an den Lastern genug habe, will ich die Taufe empfangen!>

— Ist denn die Sünde etwas so Schönes? Dann behalte sie bis zum Ende bei! Ist sie aber dem Missetäter zum Schaden, warum verbleibst du bei dem, was schadet? Niemand, der die Galle durch Erbrechen aus dem Körper schaffen will, häuft noch mehr solche in seinem Leibe an durch eine schlechte unordentliche Lebensweise. Reinigen muß man den Körper vom Schädlichen, nicht die Krankheit verschlimmern, bis es zu spät ist. Das Schiff ist solange sichtbar, als es die Last der Ladung zu tragen vermag; wird es überladen, so sinkt es unter.

Hierher also — zu mir! Stelle dich ganz zum Herrn! Gib deinen Namen an! Laß dich in die Kirche einschreiben! Der Soldat wird in die Stammrolle eingetragen; der Kämpfer läßt sich vor dem Kampfe einschreiben; der Mann aus dem Volke wird erst, wenn er als Bürger eingeschrieben, den Zunftgenossen beigezählt. Zu all dem bist du verpflichtet als Soldat Christi, als geistlicher Kämpfer, als Bürger des Himmels. Laß dich in unser Buch eintragen, damit du auch übergeschrieben werdest in das himmlische! Lerne, laß dich lehren den Wandel nach dem Evangelium, die Bewachung der Augen, Beherrschung der Zunge, Dienstbarkeit des Leibes, Demut des Geistes, Reinheit des Herzens, Verbannung des Zornes! Nötigt man dich, so leiste noch mehr! Beraubt man dich, so prozessiere nicht! Wirst du gehaßt, so liebe! Wirst du verfolgt, so dulde! Wirst du geschmäht, so segne! Stirb der Sünde ab! Laß dich kreuzigen mit Christus! Setze deine ganze Liebe auf den Herrn!"