Interkormnunion

«Wenn der Kanon (das Hochgebet in der heiligen Messe, Anm.d.A.) gesprochen wird, dann erzählt der Priester nicht eine vergangene Geschichte, eine bloße Erinnerung an damals, sondern dann geschieht Gegenwart. „Dies ist mein Leib", das wird im Heute gesagt. Aber dieses Wort ist ein Wort Jesu Christi. Kein Mensch kann es von sich aus sagen. Niemand kann von sich aus seinen Leib als den Leib Christi, dieses Brot als seinen Leib im Ich Jesu Christi erklären. Dieses Ich-Wort „Mein Leib" kann nur Er selber sagen.

 Wenn ein Mensch es wagen würde, es aus sich zu sagen, sein lch als das Ich Christi zu scheu, könnte dies nur Lästerung sein. Niemand kann sich selbst solche Vollmacht geben; kein anderer kann sie ihm geben; keine Gemeinde kann sie ihm geben. Sie kann nur geschenkt werden durch die Gesamtkirche, die eine ganze Kirche ist, der der Herr sich selbst übertragen hat. Aus diesem Grund braucht die Messe den, der nicht im eigenen Namen spricht, der nicht im eigenen Auftrag kommt, sondern der die ganze Kirche, die Kirche aller Orte und Zeiten vertritt, die ihm übertragen hat, was sie selbst empfangen hat.

 Daß Eucharistiefeier an Priesterweihe gebunden ist, ist nicht, wie wir manchmal hören, eine Erfindung der Kirche, die sich damit allerlei Rechte anmaßt und den Geist einengt. Es folgt aus dem innersten Wesen dieses Wortes, das kein Mensch aus sich zu sprechen das Recht hat; es folgt daraus, daß dieses Wort nur im Sakrament der ganzen Kirche, in der Vollmacht, die sie allein als Einheit und Ganzheit hat, gesprochen werden kann. (...)

 Wir sollten von da aus auch die Frage der Interkommunion mit der gebührenden Demut und Geduld annehmen. Es ist nicht unsere Sache, selbst zu tun, als ob Einheit wäre, wo sie nicht gegeben ist. Eucharistie ist niemals ein Mittel, das wir anwenden können; sie ist die Gabe des Herrn, die Mitte der Kirche selbst, über die wir nicht verfügen. Es geht hier nicht um persönliche Freundschaft, um subjektive Glaubensgrade, die wir ohnedies nicht messen können, sondern um das Stehen in der Einheit der einen Kirche und um unser demütiges Warten darauf, daß Gott selbst sie schenken möge.

 Statt: hier zu experimentieren und dem Geheimnis die Größe zu nehmen und es zu einem Mittel in unseren Händen herabzuwürdigen, sollten auch wir lernen, die Eucharistie der Sehnsucht zu feiern und im gemeinsamen Beten und Hoffen auf neue Weise der Einheit mit dem Herrn entgegenzugehen.»

aus. Joseph Kardinal Ratzinger.. Eucharistie - Mitte der Kirche. Erich Wewel Verlag,München 1978.