Trotz allem, ich liebe meine Kirche.


 

Die Kirche hat heutzutage schlechte Presse.  Da gibt es, zum Beispiel sehr Wagmütige. Da schreibt doch ein gewisser Saint-Cyran an den hl. Vinzenz on Paul : « Ich muss es doch anerkennen : Gott hat mir grosse Erleuchtungen geschenkt. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass die Kirche schon lange nicht mehr existiert. Gott hat mir zu vestehen gegeben, dass seit fünf oder sechs Jahrhunderten es keine Kirche mehr gibt. Vorher war die Kirche ein grosser Strom mit klaren Wassern. In der Gegenwart aber, das was uns als Kirche erscheint ist nichts als Schlamm. Die Kirche war Braut aber jetzt ist sie eine Ehebrecherin und eine Hure. Deswegen habe ich mich von ihr scheiden lassen und wünsche, dass eine andere sie ersetze, eine die treuer ist ».

Nun gab es immer Übermütige, auch solche, die sich als Profeten darstellen. Aber dass jemand es wagt im Namen Gottes zu sagen, « er hat mir zu verstehen gegeben », nun das geht zu weit. Er möchte, dass sie treuer sei. Das wollen wir doch alle. Aber dass er ªeine andere” möchte und nicht dieselbe das riecht nach Luther.

Man muss zugeben, dass man heute mehr auf die Schwächen der Kirche achtet, mehr als auf ihre Tugenden. Man sagt « Christus ja, Kirche nein ». Nun, ich liebe meine Kirche, denn es war sie die mir Christus geschenkt hat. Wie wäre es möglich Christus ohne Kirche kennenzulernen ? Und wenn ich sage, dass ich an die Kirche glaube, dann sage ich, dass ich an Christus glaube. « Es ist genauso wie wenn ich sage, dass ich ein Glas Wein trinke. Was ich wirklich trinke ist der Wein und nicht das Glas. Aber ohne Glas, wie trinke ich den Wein ?

Die Kirche hat und macht Fehler ? Sie hat sie, sie hat sie gehabt und wird sie haben, sie macht, sie hat sie gemacht und sie wird sie machen. Mir gefällt der Vergleich von Luís Martín Descalzo wenn er in einem Kommentar zu Bernanos schreibt: “Immer wenn ich einen Zug nehme weiss ich um die Geschichte der Eisenbahn, die voll von Entgleisungen ist. Aber deswegen werde ich doch nicht unterlassen mit der Bahn zu fahren ». Bernanos schreibt : « Die Kirche ist wie ein Verkehrsunernehmen. In ihren 2000 Jahren Geschichte hat sie viele Entgleisungen erfahren und unendliche Stunden der Verspätung. Aber man muss doch sagen, dass sie dank ihrer Heiligen nicht bankrotgegangen ist ».

Sie hat Entgleisungen erlebt, ohne Zweifel. Und oft bewegt sie sich mit einer Verspätung von vielen Stunden. Auch das stimmt. Aber, kommt das nicht auch im Leben vor ? Wir gehen zum Flughafen und die Anzeigetafel bringt Information wie « Flug verspätet », « Ankunft nicht bekannt », etc. Die Flugzeuge sind sicher ? Jawohl, sie sind es. Aber trotzdem : wieviele Unglücke, wieviele Tote ! Und wenn dann die Fachleute den schwarzen Kasten finden, dann  kommen sie zu dem Schluss »Die Maschine hat versagt ». Aber viel öfter sagen sie : « Menschliches Versagen ». Die meisten Unglücke kommen vom menschlichem Versagen.

Deswegen benötigen die Eisenbahn und die Flugzeuge eine gute Wartung. Dasselbe passiert mit der Kirche. Auch sie benötig « Wartung ». Diese Wartung heisst bei uns : « Bekehrung ». Sie braucht eine gute Ausbildung der Piloten, aber auch des Bodenpersonals. Dazu gehören wir alle.

Wie oft muss man Ersatzteile einbauen. Das ist einsichtig. Auch die Kirche muss soft Ersatzteile einbauen. Aber Ersatzteile einbauen bedeutet nicht, dass die Kirche nicht mehr funktioniert. Jesus hat nicht eine Bombe in den Tempel geschleudert. Was er getan hat ist all das hinaustreiben, was da störte und nicht zum Tempel gehörte : « Macht keinen Markt aus dem Haus meines Vaters ».

Die Kirche ist irgendwie zweideutig, sagt Lubac. Sie ist göttlich und menschlich zur selben Zeit. Sie gehörte Gott aber auch den Menschen. Sie wird von Chrisus geleitet aber auch von Menschen. Die Kirche fehlt nicht, weil sie Gott gehört sondern weil sie menschlich ist. Die Kirche begeht Fehler nicht weil sie von Gott geleitet wird sondern durch unsere Fehler und Treulosigkeiten.

Ich liebe die Kirche Christi. Ich liebe aber auch die fehlerhafte Kirche der Menschen. Der Grund ? Genau wegen ihrer Fehler kann ich Mitglied sein und bleiben. Ich liebe die Kirche Christi und die Kirche der Menschen, auch wenn sie bedingt durch die Fehler der Menschen sehr oft sich stundenlang, tagelang und jahrelang verspätet. Und ich werde nicht die Kirche kritisieren sondern ich muss mich selbst kritisieren, denn ich bin die Ursache, dass die Kirche zu spät kommt, dass die Kirche nicht so treu oder so transparent ist, wie Christus sie sehen möchte.

 

Gebet

Herr, Du hast den Tempel wie mit einem Besen gereinigt, weil er nicht mehr das Haus Deines Vaters war. Es ist gut möglich, dass Du wieder einmal den Besen in die Hand nehmen musst, um die Kirche von vielen Dingen zu reinigen, die es unmöglich machen, dass wir das Haus Deines Vaters seien. Du kennst die Kirche. Trotz ihrer Fehler gibt es in ihr Heilige, die sie eneuern und ihr neues Leben einhauchen. Es ist gut möglich, dass die Heiligen es vermeiden, dass Deine Kirche bankrotmache, trotz und obwohl wir alle doch  soooo mittelmässig sind. (Clemente Sobrado C. P.)