Heißer Tipp gegen den fastenzeitlichen Heißhunger

Ein Kommentar von Don Reto Nay - Amici-News März 2004 - (http://www.amicididio.com/)

Ziel der Fastenzeit ist keine Bratwurstheldentat oder spektakuläre Speckverachtung, sondern die ungeschminkte Einsicht in die eigene Schwachheit., schreibt Don Reto Nay in einem Kommentar für die Amici-News.

Die besten Früchte sind bekanntlich die verbotenen. Darum gibt es - trotz einfachster Zubereitung - nichts Köstlicheres als eine Karfreitagsbratwurst. Als Delikatesse wird sie höchstens noch übertroffen vom Aschermittwochs-Speckteller. Schöne Aussichten: Wer kann da noch gerettet werden? Kein Wunder, dass eng ist die Pforte und schmal der Weg, der ins Leben führt. So schmal, möchte man hinzufügen, dass Fettleibige nicht einmal eine Restchance auf einen Freiplatz im Himmel haben.

Wie kommt es, dass ein hundsgemeines Stück Speck am Fastnachtsdienstag mit Cholesterin, Magendrücken, Doppelkinn und Herzinfarkt assoziiert wird und - kaum hat die Mitternachtsglocke den Aschermittwoch eingeläutet - sich an der Seite von Nektar und Ambrosia zum Symbol der ewigen elysischen Seligkeit erhebt?

Suchen Sie den Grund nicht im Speck. Er ist unschuldig wie eine Ostertaube. Die Ursache für diese Metamorphose liegt in unserer verdorbenen Seele. Was tut unsere scheinheilige specksüchtige Seele während der Fastenzeit? Sie sucht sich einen Vorsatz und setzt sich zum Ziel, ihn während der nächsten vierzig Tage zu halten. Wenn das gelingt, ist sie zufrieden, wenn nicht, dann ärgert sie sich. Zufrieden oder ärgerlich über wen? Natürlich über sich selbst. Die Fastenzeit degeneriert zum Kraftakt der Seele, die sich etwas beweisen will.

Das ist der Anfang vom Ende. Denn in diesem Kraftakt schaut die selbstverliebte Seele ins eigene Gesicht und sieht dort ihre bodenlose Schwachheit und Hässlichkeit. Der große Fastenschrecken kann nicht ausbleiben. Im Zustand dieser erschreckten Schwachheit würde sie selbst von einem Zebrastreifen oder einer Packung Zündhölzer in Versuchung geführt. Mit anderen Worten: Die Karfreitagsbratwurst hat keine Überlebenschancen: "Eine Bratwurst, eine Bratwurst, ein Königreich für eine Bratwurst."

Hier muss der Hebel angesetzt werden. Das Auftauchen der bodenlosen Schwachheit ist kein Betriebsunfall, der einen kläglichen Strich durch die zum vornherein gezinkte Rechnung macht, sondern das Ziel der Übung. Die bodenlose Schwachheit dient dazu, uns vor Augen zu führen, was für nutzlose Einwegflaschen wir sind.

Darum ist das Ziel der Fastenzeit keine Bratwurstheldentat oder spektakuläre Speckverachtung, sondern die ungeschminkte Einsicht in die boden- und hoffnungslose eigene Schwachheit. Wer dieser Schwachheit nicht in die Augen schaut, wird über sie stolpern und von ihr überrascht umkommen.

Die Karfreitagsbratwurst beweist eben, was für Würstchen wir sind. Und das zu unserem allerbesten. Die Fastenzeit dient dazu, diese Würstchen-Erfahrung bis auf den Seelengrund auszukosten, damit wir uns in die Haltung des Büßers einüben. Die Haltung des Büßers besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil betrifft mich, der zweite den lieben Gott.

Die Büsserhaltung, die mich betrifft, besteht in einem abgrundtiefen, gänzlich enttäuschten, radikal angenommenen Misstrauen gegen mich selbst und meinen unkontrollierbaren Heißhunger. Wer das nicht zur Kenntnis nehmen will, mag sich von der Karfreitagsbratwurst demütigen lassen. Die Bußwerke der Fastenzeit helfen uns, unsere geistliche Hilflosigkeit auszukosten und anzunehmen. Dann entpuppt sich der unentrinnbare Heißhunger der Fastenzeit als ein Apostel des heiligen Geistes und späte Inkarnation des heiligen Johannes des Täufers. Dieser Wurstjohannes weist uns darauf hin, dass die Axt an die Wurzel des Baumes gesetzt gehört.

Bringt Sie diese Einsicht zur Verzweiflung? Dann fehlt Ihnen noch etwas. Nämlich der zweite, viel wichtigere und entscheidende zweite Teil der Büßerhaltung: Er besteht im Verlust des Glaubens an sich selbst und in einem grenzen- und schrankenlosen, kindlichen, über jeden Zweifel erhabenen Vertrauen in den lieben Gott, über das Sie vor dem Allerheiligsten stundenlang meditieren können.

 

  









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