Martin Lohmann wurde 1957 in Bonn geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium Aloisiuskolleg in Bad Godesberg und studierte anschließend an der Universität Bonn Geschichte, katholische Theologie und Philosophie. Nach Abiegung des Examens arbeitete er von 1983 bis 1987 als Stellvertretender Bundesgeschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer in Köln. Seit 1987 leitet er das Ressort „Christ und Welt/Katholische Kirche" des Rheinischen Merkur. Martin Lohmann gehört zum Beraterstab des Zentral­komitees der deutschen Katholiken und ist freier Mitarbeiter mehre­rer Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten, seit 1992 außerdem Bonner Korrespondent der Wochenzeitung i9je Furche, Wien. Im Schöningh-Verlag hat er 1990 den Sammelband„ Christ­liche Perspektiven. Bestandsaufnahme für eine Kirche von morgen" herausgegeben. Martin Lohmann ist verheiratet und lebt in Bonn.

Wider den Katholikenkomplex.
VON DER LUST, KATHOLISCH ZU SEIN.

von Martin Lohmann

 

Ganz normal bin ich nicht Aber wer ist schon ganz normal? Zugegeben, ich bin vielleicht ein besonders schwerer Fall. Denn ich vereine gleichsam Unvereinbares in mir: Ich bin gerne katholisch, ich bin mit Leidenschaft Journalist, und ich bekenne ohne innere Verrenkungen, Deutscher zu sein.

 

Eigentlich geht das alles zusammen nicht. Die Regiean­weisungen unserer Zeit sehen eine andere Identität vor. Katholisch darf man ohnehin nicht mit Freuden sein, als Journalist ist man fast schon per definitionem ein Kir­chengegner, und als Deutscher muß man einfach immer leiden. Als Katholik, so haben wir es uns angewöhnen las­sen, sollte man erst einmal seine Distanz zur Kirche bekunden, bevor man distanziert zugibt, katholischer Christ zu sein. Und die Aufgeklärtheit des Journalisten erweisen wir uns selber durch eine klischeegetragene Abneigung gegenüber der Kirche, die wir unter dem Stich­wort Kritik verkaufen und dadurch der kritischen Ober­prüfung entziehen. Ja, und die deutsche Mentalität schreibt uns vor, stets und ausschließlich die Scham auf die Tagesordnung zu setzen. Nur ja bitte kein Selbstbe­wußtsein! Jammern um jeden Preis, das ist gefragt Ein deutscher Katholik, der sich auch noch der Medienzunft Vierschrieben hat, muß einfach aus einer Mischung aus Selbstanklage, Minderwertigkeitskomplex und Jammerpo­tential bestehen. Doch ich gestehe: Diese besondere Fähigkeit des intellektuell zum Ausdruck gebrachten Unterdrücktseins und Leidens an der Kirche und an allem anderen scheint bei mir unterentwickelt zu sein.

Auch ich habe zwar an meiner Kirche Kritik zu üben, begleite sie mit wachen Augen und scheue mich nicht, Fehlentwicklungen zu markieren und meinen bescheide­nen Teil zur ecclesia semper reformanda beizutragen. Doch in den Chor der deutschen Weltmeister im Selbstmitleid will ich mich nicht einreihen. Die Mentalität der ständigen Exkulpation, nach dem Motto: ,ja, ja, verzeihen Sie mir, ich bin tatsächlich katholisch, aber es soll nicht wieder vorkommen", liegt mir nicht Ich will anstecken, will meine Freude am Glauben teilen, ohne die Sorgen und Nöte, die auch ich hatte und habe, zu verschweigen.

Das formuliert sich leicht und hört sich vielleicht ziem­lich fromm an. Doch besonders fromm im herkömmli­chen Sinne, so wie sich das der Mensch in Westeuropa vorstellt, bin ich nicht Aber durch und durch katholisch. Wie kommt das? Was heißt das überhaupt? Und wie ver­binde ich meinen Glauben mit meinem Beruf bezie­hungsweise umgekehrt?

Gewiß haben meine Eltern ein großes Verdienst an meinem katholischen Bewußtsein. Welches Kapital sie mir mitgaben, habe ich erst später begriffen. Als Kind wuchs ich selbstverständlich in einer Atmosphäre auf, in der Religion und Kirche ihren Platz hatten. Der Sonntag hatte seine eigene Kultur, zu der vor allem der gemeinsame Besuch der heiligen Messe gehörte. Warum der Sonntag kein normaler Wochentag ist und wesentlich mehr als nur ein arbeitsfreier Tag, wurde mir Sonntag für Sonntag bei­gebracht Nein, eigentlich nicht „beigebracht", sondern vorgelebt Ich kann mich nicht daran erinnern, daß meine Eltern mich jemals in die Messe oder auch nur in die erste Bank während des Gottesdienstes geschickt haben. Sie haben uns Kinder stets mitgenommen beziehungsweise sind ganz selbstverständlich mit uns Kindern in eine der ersten Kirchenbänke gegangen.

Was wichtig im (religiösen) Leben war, das haben wir gemeinsam getan. Das Tischgebet, das gemeinsame Abendlob, die Feiern des Namenstages, die Gestaltung des Marienmonats Mai mit einem von uns Kindern immer wieder neu bestückten Maialtar, die Kultivierung der Advents- beziehungsweise Fastenzeit, das Einbinden kirchlicher Feiertage in unser Alltagsleben - bei all dem nahmen meine Eltern uns in ihr Leben mit Es war, so muß ich heute dankend feststellen, weise und weitsichtig von ihnen, uns nicht nur Vitamine und Mineralien für das körperliche Wachstum zu geben, sondern ebenso selbst­verständlich Nahrung für Seele und Geist

Beten, glauben, zur Kirche gehören - das war, solange ich denken kann, nichts Aufgesetztes in unserer Familie. Und, das scheint mir sehr wichtig, auch nichts Bedrohli­ches oder nur Lästiges. Meine Eltern nahmen uns, die Kinder, einfach mit hinein in ihren Gottesbezug. Das Gespräch mit Gott war so selbstverständlich wie das Gespräch mit den Eltern. Mit einem wesentlichen Unter­schied. Irgendwann ist mir das an einer gemeinsamen Hal­tung während des Gottesdienstes aufgefallen. Mich faszi­nierte die Erkenntnis, daß meine Eltern zusammen mit uns Kindern vor dem großen und gütigen Schöpfer knie­ten, daß sie sich mit uns regelrecht klein machten vor dem, der uns alle trägt und schützt Für mich, das Kind, war das eine beruhigende Entdeckung: zu wissen, daß meine Eltern die Größe haben, sich nicht absolut zu set­zen, sich mit uns vor einem Dritten zu verantworten. Schqn mehrmals habe ich daran denken müssen, denn damals begann in mir die Erkenntnis zu reifen: Wer sich vor Gott verantwortet, legt an sich selbst den besten Maß­stab. Eltern mit diesem Maßstab sind glaubwürdig.

Den lieben Gott", wie wir ihn stets nannten, lernte ich in Einheit mit der Kirche kennen. Daß er sie gegründet hat, um durch sie zu sprechen und zu handeln, daran gab es für mich als Kind keinen Zweifel. Mit dem Slogan Jesus Ja, Kirche Nein' wurde ich erst in der Schule, also viel spä­ter, konfrontiert Zu Hause erlebte ich das als Einheit

Aufgewachsen bin ich in Bad Godesberg. Dieser rheini­sche Standort ist für mein Glaubensleben nicht unbedeu­tend. Denn im Rheinland wissen die Menschen den not­wendigen Lebenscrnst mit einer guten Portion Humor zu verbinden. So gehören auch Witze und die Fähigkeit, kräftig zu lachen, zur rheinischen Katholizität, die mir eine besonders ursprüngliche zu sein scheint Wer diese Men­talität nicht kennt, erliegt schnell der Gefahr, rheinische Lebensfreude mit mangelnder Ernsthaftigkeit zu verwech­seln. Pietistisch und engstirnig veranlangte Christen schei­nen manchmal mitleidig auf die katholischen Rheinländer zu schauen und zu meinen, diese nähmen ihren Glauben nicht besonders ernst Ein Irrtum, wie ich aus Erfahrung sagen kann. Im Rheinland weiß man allerdings genau, daß Gott auch ein menschliches Antlitz hat und nicht zufällig seine Kirche Menschen anvertraut hat, denen er bei der Erschaffung gewiß nicht versehentlich etwas Humor mit­gab.

Früh wurde in meinem Leben die Ernsthaftigkeit des Seelengerüsts auf die Probe gestellt Nur wenige Wochen vor meinem siebten Geburtstag verstarb meine von mir sehr geliebte Mutter, kurz nach der Geburt meiner Schwe­ster. Es war ein Sonntag, als mein Vater uns Kindern diese schreckliche Nachricht überbringen mußte. Diesen Tag des Herrn werde ich wohl nie vergessen. Damals schien die Welt unterzugehen und jeder Grund zur Freude war wie weggeblasen. Ich weiß nicht, wie häufig ich die für mich logische Frage gestellt habe, warum Gott meine Mut­ter so früh - sie war noch keine 35 Jahre alt - schon zu sich genommen habe. Es hätte nicht sein müssen. Aber es war so.

Auch an diesem dunklen Tag, an dem mein Herz aus meinem Körper sämtliche Tränenvorräte preßte, hielt uns die Kirche fest Nur wenige Stunden nach dem Tod der Mutter saßen mein Vater, mein Bruder und ich in der Sonntagsmesse dort, wo wir bis zu diesem Tag als kom­plette Familie gesessen hatten. Auch mit diesem Tag ver­binde ich also ein, wenn auch seltsames Heimatgefühl gegenüber meiner Kirche. Im Raum der Kirche erfuhren wir Trost In diesem Raum wußten und wissen wir uns trotz des Todes verbunden mit der Mutter, die mich in edler Weise durch schlichtes Zeugnis die Liebe zur Kirche lehrte. Im Raum dieser konkreten katholischen Kirche ent­faltete sie zusammen mit meinem Vater für uns Kinder den Reichtum des Glaubens - ohne Penetranz, ohne Drohbotschaft, ohne Zwang. Aber mit viel Konsequenz. Ist es daher vermessen, fest zu glauben, daß sie mit ihrem Tod das ewige Ziel erreicht hat, von wo aus sie für uns nicht weniger als hier auf Erden tun kann?          

Später, als ich längst im Berufsleben war, wurde meine Überzeugung ein zweites Mal auf die Probe gestellt Eine schwere Krankheit konfrontierte mich nun persönlich unmittelbar mit der Todesfrage. Die Ärzte versicherten mir, nur eine, schwierige, ja lebensgefährliche Operation könne die Lebensgefahr beseitigen. Eine echte Wahl blieb mir kaum, und so entschied ich mich für die Operation.

 

Ich weiß noch gut, daß mich in diesen schwierigen Stunden mein jüngerer Bruder an meine frühere Behaup­tung erinnerte, keine Angst zu kennen, weil ich mich ja von einem viel Größeren getragen wisse. Und so war seine ehrliche und keineswegs ironische Frage, wie es denn jetzt, wenige Tage vor der Operation, mit meiner Angst stunde, durchaus begründet.

Hatte ich Angst? Ich weiß es nicht mehr. Bestimmt hat­te ich nicht nur Furcht Aber damals kämpfte ich dagegen an und betete immer wieder um Gottvertrauen und Durchhaltekraft Mir war klar, daß nach allen theoreti­schen Erkenntnissen und erlernten Überzeugungen jetzt der Praxistest anstand Und der war gar nicht ohne. Mit einem Mal verrückten alle möglichen Perspektiven, Wesentliches schied sich von Unwesentlichem, Wichtiges von Banalem. Ein halbes Jahr dauerte dieser Härtetest Ein halbes Jahr lang habe ich mich auf meinen Tod vorberei­ten müssen. Ohne die Treue meiner Frau, ohne ihr Gebet und das vieler 'Freunde, die mit mir die Treue zur Kirche teilen, und ohne den Beistand meiner Familie hätte ich das wohl kaum durchgestanden.

Eine besondere Stärkung habe ich in diesem Fall wie­der einmal in meiner Kirche erfahren. Unser Hausgeistli­cher spendete mir in einer kleinen Kapelle während einer Meßfeier zur Vorbereitung auf meine Operation das Sakrament der Krankensalbung. Ich weiß nun, daß auch dieses Sakrament mehr ist als nur ein Zeichen. Daß meine Operation, die besser als erwartet verlief und mir schließ­lich durch Befreiung von einer Krankheitsgefahr ein gesundes Leben wiedergab, zweimal verschoben wurde und schließlich auf einem hohen kirchlichen Marienfeier­tag ,landete", werte ich als keinen Zufall. Meine Mutter starb an einem hohen kirchlichen Marienfesttag. Und Zu­fälle sind nach meiner Überzeugung Geschehnisse, die uns von oben zu-fallen.

Zur katholischen Identität gehört also, so habe ich es erfahren, ein gesundes, ich möchte sagen: ein kindliches Gottvertrauen. Das ist leichter gesagt als gelebt Aber ich glaube schon, daß ich eine gewisse Grunddisposition hier­für in meiner Kirche durch Menschen dieser Kirche ver­mittelt bekommen habe. Nicht, als würde ich die Hände in den Schoß legen und alles dem lieben Gott überlassen. Das wäre falsch. Wir müssen schon selber ran. Doch es ist gut, bei allem Tun wissen zu dürfen, daß da jemand zuschaut und gegebenenfalls hilft Weniger angenehm ist die zweifellos ebenso gute Erfahrung, bisweilen unsanft auf eigene Fehler und Irrtümer hingewiesen zu werden. Wer mag das schon.

Meinungsforscher haben in der letzten Zeit herausge­funden, daß viele Christen in unserer Gesellschaft durch mangelndes Selbstbewußtsein auffallen. Tatsächlich gewinnt man schon mal den Eindruck, den Christen fehle %.,s an sicherem Auftreten und in dieser Medienwelt an der nötigen Entschlossenheit, die eigene Überzeugung zu ver­treten. Hier möchte ich den Jesuiten danken. Denn zwei­fellos haben sie mich vor allzu großen Selbstzweifeln und katholischen Minderwertigkeitskomplexen bewahrt Gleichwohl haben sie während meiner Gymnasialzeit am Godesberger Aloisiuskolleg nicht nur in mir einen nonkonformistischen und kritischen Geist geweckt Nicht immer habe ich, der ich aus einem katholischen Eltern­haus kam, in dem auch hohe Geistliche ein- und ausgin­gen, als SchCilcr zu schätzen gewußt, was uns die jesuiti­sche Erziehung bot Aber gerade die in der Schule mit Leidenschaft geführten Debatten und Streitgespräche waren eine wertvolle Schule des Denkens und Argumen­tierens. Das eigene Argument an der Gegenmeinung zu prüfen und unter Umständen zu schärfen ist mir ein wert­volles Lebenselement geworden. Wer seine gymnasiale Zeit an einer Jesuitenschule verbrachte, den kann im Gespräch und in der Diskussion so schnell nichts erschüt­tern. Es sind die Freiheit des Denkens, die Leidenschaft, mit der die eigenen Gedanken profiliert werden und die Angstlosigkeit sich jeder Debatte freimütig zu stellen, die mir am Aloisiuskolleg vorgelebt wurden. Für meinen Beruf habe ich hier gelernt, mit dem Wort zu fechten. Kostbar ist mir die Erkenntnis geworden, daß der Zweifel in einzel­nen Glaubensfragen zum -Schlüssel für eine reichere Glaubenstiefe werden kann - wenn man den Zweifel nur zuläßt und sich seiner Herausforderung stellt.

Familiäre Katholizität und jesuitische Intellektualität sind zu einem Gemisch geworden, das die manchmal so typischen katholischen Minderwertigkeitskomplexe ziem­lich unverständlich erscheinen läßt Ausgestattet mit der besten Lebensanleitung - und dann voller Entschuldi­gungsmentalität? Warum eigentlich? Müssen wir als Katholiken wirklich brav die Rolle des Watschenmannes spielen, die uns manche in unserer Mediengesellschaft zuweisen? Sollten wir denn wirklich so wenig anzubieten haben?

Gegen die Übermacht des Destruktiven habe ich mich schon als Quartaner zu wehren bemüht Aus Protest gegen die in allen greifbaren Schülerzeitungen propagierte Wertlosigkeit machte ich mein eigenes Blag konstruktiv, kritisch, wertorientiert - so hießen die klang-, ja weihevol­len und von manchen Lehrern ein wenig belächelten Attribute, die ich meiner Zeitung mit dem schönen Namen aspect verlieh. Dies war zweitrangig, entschei­dend war etwas ganz anderes: Es waren meine Gesichts­punkte, meine Aspekte, die ich hier mitteilen wollte. Es waren die christlichen Wertvorstellungen, die meine Eltern und nicht zuletzt der geistliche Onkel, der mich bis heute begleitet hat, mir aufgezeigt hatten. So begann im Alter von zwölf Jahren meine berufliche Leidenschaft: der Umgang mit der Feder.

Dazu möchte ich noch einige Anmerkungen machen. Es ist ja kein Geheimnis, daß das Verhältnis von Kirche und Medien als gespannt gilt Zumindest wird es immer wieder so bezeichnet Als Katholik bin ich mit Leiden­schaft Journalist, und als Journalist bleibe ich leidenschaft­lich gerne Katholik Beides geht übrigens. Wie selbstver­ständlich werde ich immer wieder nach dem joumalisti­sehen Ethos gefragt Von einem katholischen Publizisten wird erwartet, daß er dazu etwas sagen kann. Dabei taucht immer wieder die Frage auf, ob Journalisten eigentlich eine besondere Portion Ethos benötigen, um ihr Hand­werk ausüben zu können. Ist es überhaupt möglich, als Christ mit den magischen Kanälen' (Mc Luhan) zu han­tieren, ohne dabei den Anspruch christlicher Ethik zu ver­raten?

Hinter diesem Interesse an der Arbeit eines katholi­schen Publizisten, der - ich wiederhole mich .- voller Lei­denschaft den Reizen der Medienwelt verfallen ist, steckt eine allgemeine Skepsis. Ich weiß, daß ich mich geradezu verdächtig mache, wenn ich mich als Journalist ohne schwerwiegende Identitätsprobleme gutgelaunt zur römisch-katholischen Kirche bekenne, den Papst schätze und kein Anhänger der hin und wieder so gerne gepfleg­ten Leidensmentalität angesichts der sogenannten Amts­kirche bin. Für manchen Zeitgenossen scheint zum Bei­spiel das Bemühen, beim fairen Umgang mit anderen Menschen selbst den römischen Apostelnachfolger nicht auszusparen, besonders ärgerlich zu sein. Aber der Papst ist für mich eben nicht der automatische Prügelknabe, eher schon eine großartige Gestalt, von der Mutter Teresa (auch sie beeindruckt mich sehr) einmal gesagt haben soll, dieser Papst sei das größte Geschenk Gottes an die Kirche dieser Zeit.

Wer die rasanten Freiheitsentfaltungen in Osteuropa betrachtet und sich noch erinnert, daß es ohne diesen Papst aus Polen keine so starke Solidarnosc gegeben hätte und ohne Sotidarriosc die menschenverachtende Ideologie womöglich noch länger ihr Unwesen in der Alten Welt hätte treiben können, wird die Aussage von Mutter Teresa nicht nur auf die Kirche beschränken wollen. Keine Sorge: Ich will nicht irgendeine Gott-mit-uns-Privatoffenbarung produzieren. Ich erschließe mich vielmehr den Erkenntnis­sen, zu denen Menschen aus den ehemals unterdrückten Ländern des Ostens augenscheinlich schnelleren Zugang haben als wir aufgeklärten Westler. Wie schön, daß ausge­rechnet Michail Gorbatschow im Frühjahr 1992 erklärte, daß dieser aus Polen stammende Papst einen wesentlichen Anteil am Zusammenbruch des Kommunismus hat.

Immer wieder merke ich, wie selbstverständlich und komplex zugleich eine so einfache Themenstellung wie Journalismus und Ethos" doch ist Selbstverständlich, weil gerade Journalisten täglich mit den Fragen des Ethos unweigerlich konfrontiert werden. Komplex, weil eben die­se selbstverständliche Konfrontation offensichtlich gar nicht als so selbstverständlich und herausfordernd emp­funden wird Scheckbuchjoumalismus, Skandalberichter­stattung, Voyeurismus, Rufmordkampagnen, Betrugsge­schichten, Reality-TV und Schamlosigkeit sind nur einige Stichwörter.

Was ist eigentlich journalistisches Ethos? Das Wort „Ethos" bezeichnet - ganz allgemein - das Ganze der moralischen Gesinnung, also das, was die sittlichen Lebensgrundsätze ausmacht Die Nähe zum Begriff Ethik" ist unverkennbar. Damit ist die Wissenschaft vom Sittli­chen, das heißt, die Lehre, die das sittliche Handeln und Wollen des Menschen hinsichtlich der jeweiligen Situati­on untersucht, gemeint Es geht um den Anspruch der Wirklichkeit an die menschliche Person. Der Mensch müsse sich, so sagen die Ethiker, will er sich optimal ent­falten, von der Wirklichkeit seines Daseins in die Pflicht nehmen lassen.

Das Zweite Vatikanische Konzil spricht in diesem Zusammenhang von der relativen Autonomie der Kultur­sachbereiche und meint, daß die volle Echtheit der Dinge nur erreicht werden kann, wenn Sachgesetzlichkeit und Sittlichkeit in ein richtiges Verhältnis zueinander gebracht werden. Ohne den Anspruch des Sittlichen kann das aus­schließlich der Sache gerechte Handeln zur Mißachtung des Menschlichen werden. Umgekehrt entartet das Han­deln zur Karikatur, wenn die Sittlichkeit ausgeblendet wird. Zur Wirklichkeit des Daseins gehört eben beides: Kompetenz und Verantwortung.

Beides verbindet sich, wie ich meine, in dem, was ich mein journalistisches Credo nenne: die Wirklichkeit so abzubilden, wie sie ist - auch die kirchliche Wirklichkeit Eine englische Zeitung schrieb ihren Lesern einmal etwas, das meines Erachtens auch die Aufgabe eines ka­tholischen Journalisten beschreibt Neben dem Scheren­schnitt zweier im Wahlkampf gegeneinander kämpfenden Politiker war zu lesen: Wir tiefem Ihnen ein möglichst exaktes Profil; das Einfärben müssen Sie schon selber v von nehmen.

Vielleicht sollten wir wieder neu lernen, was mit dem Wort kritisch gemeint ist. Von seinem Ursprung her bedeutet kritisch nämlich nicht prinzipiell dagegen zu sein, sondern die Fähigkeit, Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden zu können. Journalisten werden der Kirche ebenso wenig mit Pauschalurteilen gerecht wie Kirchen­leute den Medien mit Klischees.

Mir ist unbegreiflich, warum sich so viele Katholiken ducken, wenn in unserer Gesellschaft unter dem Deck­mantel der Kritik gegen die Kirche geschossen wird Ich weiß. Wenn der Eindruck nicht täuscht, dann wird es tatsächlich immer gehässiger, lauter und primitiver in Deutschland. Denn nachdem andere Feindbilder ver­schwunden sind, ist ein neuer Feind ausgemacht: der le                                                                                         ; te, der nach den Stürmen der Zeitgeschichte übriggeblie­ben ist Und das ist die katholische Kirche. Manche befürchten, ein neuer Kirchenkampf sei ausgebrochen, die katholische Kirche solle jetzt sturmreif geschossen werden. Mit Energie und Gehässigkeit wird die letzte Bastion eines an der Wahrheit orientierten Freiheitsverständnisses angegriffen. Aber müssen Katholiken auf die neue Gehäs­sigkeit mit neuer Weinerlichkeit antworten? Und sollten Christen gar (aus falsch verstandener Nächstenliebe) dazu verpflichtet sein, jeder Unverschämtheit durch eilfertiges Sichducken noch eine freie Bahn zu garantieren?

Nein. Ich bin davon überzeugt, daß die neuen Angriffe gegen die Kirche ihren Grund in einer mangelnden Iden­tität der wiedervereinten Deutschen haben. Auch mich schmerzen die Attacken. Auch ich wünschte, diese respektlosen Versuche, alles, was einem Katholiken heilig . ist, in den Schmutz zu ziehen, würden ehrlichen Fragen weichen. Doch so etwas kann man nicht verordnen. Auf­merksame Beobachter werden festgestellt haben, daß das niveaulose Attackieren der Kirche mit dem Zusammen­bruch des Ost-West-Gegensatzes explosionsartig zuge­nommen hat Das ist erklärbar. Denn tatsächlich ist die römische Weltkirche seitdem die einzige greifbare Einrich­tung, die sich zu einer langen Geschichte bekennt und ihre Tradition durch die Jahrhunderte hindurch bis zum heutigen Tag in die moderne Welt trägt Die Kirche ist also hierzulande die einzige Institution, die ununterbro­chen seit 2000 Jahren das Leben der Menschen entschei­dend geprägt hat und auch heute noch beansprucht, die­ses Leben mitgestalten zu wollen.

 

In einer „vaterlosen Gesellschaft`, in der wir uns schon lange befinden, muß solch ein Anspruch als Provokation empfunden werden. In einer von allen anderen geistesge­-hichtlich gewachsenen Denkmustern geradezu befreiten Welt ist die katholische Kirche mit ihrer Treue zur Tradi­tion jetzt in die Rolle des Identitätsstifters gedrängt, eines Identitätsstifters, an dem man sich als moderner Mensch reibt Und eben dieser Widerstand gegen sie und der mit ihr repräsentierten traditionsreichen Identität schafft Selbstbewußtsein, und zwar durch Negation der Kirche. Die Distanz zur konkreten Kirche produziert gleichsam eine Negativ-Identität: So wie diese Kirche bin ich nicht, also bin ich.

Ich sehe darin eine große Herausforderung für Katholi­ken. Drückt sich in all dem nicht auch die Sehnsucht nach Sinn aus? Könnte es nicht sein, daß das Sichducken genau die Reaktion ist, die eigentlich nicht von Christen erwartet wird? Und überhaupt Ist christliches Selbstbe­wußtsein abhängig von der Quantität? Sinkt der Wert des christlichen Glaubens, wenn anscheinend eine Mehrheit Deutschland diesen Wert nicht mehr erkennt

Vor ein paar Jahren habe ich im Bonner Katholikenrat erstmals die innerkatholische Jammermentalität attackiert Solche Attacken sollten häufiger sein. Müssen Christen denn wirklich verschweigen, daß sie einen unauslöschli­chen Grund zur Hoffnung und ein unschlagbares Kon­zept für ein gelingendes Leben haben? Früher meinte ich einmal scherzhaft, man müßte eine Werbekampagne für die katholische Kirche starten, nach dem Motto: Katho­lischsein macht froh und stark Mir scheint, eine solche Kampagne ist innerhalb der Kirche längst überfällig. Wie soll Außenwirkung entstehen, wenn Innenhaltung fehlt? Selbstmitleidsvolle Jammerlappen stecken niemanden an. Intellektuell zelebrierte Leidensmentalität strahlt keine Anziehungskraft aus. Wer will schon gerne immer leiden?!

Von der Lust, katholisch zu sein, soll ich etwas schrei­ben. Lust? Im Lexikon finde ich die verwandten Begriffe: Freude, Vergnügen, Entzücken, Seligkeit, Wollust. Genuß. Lust wird vielfach - so verklemmt ist halt unsere Gesell­schaft heute - nur noch auf den Bereich des Sexuellen bezogen. Dabei bedeutet Lust sinnliches Erleben insge­samt, also auch des Geistes und der Seele. Man kann also auch Lust an der Transzendenz empfinden, Lust an der Erkenntnis, in einer von Gott gestifteten Gemeinschaft Heimat zu haben. Das klingt fast schon esoterisch. Ist es aber nicht Was ich mit dieser Lust, oder sagen wir besser: Freude am Katholischsein verbinde, läßt sich gar nicht so einfach in Worte fassen. Vielleicht helfen Begebenheiten.

 

1986 unternahm ich meine erste wirklich große Reise. Als Stipendiat des Marshall Fund wurde ich sechs Wochen lang durch die Vereinigten Staaten von Amerika geschickt. Das Gefühl, ganz weit entfernt von zu Hause zu sein, war für mich neu. Ich weiß noch recht genau, daß ich meine Osterbeichte damals in der Kathedrale von Denver ablegte und sich hier die beglückende Binsenweisheit erschloß-. Egal, wohin du kommst - du bist immer wieder zu Hause in deiner Kirche. Damals habe ich begriffen, was es heißt, zur katholischen, weltumspannenden Kirche zu gehören: Auf meinen Reisen durch die Welt empfinde ich dieses „Lustgefühl" auch heute noch.

Eine andere Beobachtung. Das Kirchenjahr verleiht meinem Alltagsleben eine zusätzliche Dimension. Nicht, daß ich alle Feste genau verfolge. Aber die Sonntage und die besonderen Festtage haben in unserer Ehe ihren Platz und verleihen meiner Frau und mir die Gewißheit, gemeinsam auf einem kostbaren Weg zu sein. Aus dem eigenen Leben ahnen wir, daß zum Beispiel Leiden, Tod und Auferstehung Jesu ganz direkt etwas mit uns zu tun haben. Gut, daß wir durch die Kirche wissen, wie sehr der Schöpfer seine Geschöpfe liebt

Zum gelebten Glauben gehört für mich das Verwurzelt­sein in einer Pfarrei, die Treue zur sonntäglichen Meßfeier, das selbstverständliche Tischgebet und das regelmäßige persönliche Gebet Aufgesetztes Verhalten mag ich nicht.. Selbstverständliches Zeugnis dafür umso mehr. Ich leugne nicht, daß es mir auch schon einmal schwer gefallen ist, in einer öffentlichen Gaststätte vor dem Essen ein Kreuzzei­chen zu machen. Aber bereut habe ich dieses Minimalbe­kenntnis noch nicht Und ich freue mich auch, daß das gemeinsame Tischgebet bei uns seinen Platz hat und nicht von Grundsatzdiskussionen bedroht ist Ich weiß mich glücklich mit einer Frau, mit der ich den Glauben zu Hause und in der Kirche ganz natürlich praktizieren kann. Und wir beide sind froh, gute Freunde zu haben, denen die Liebe zu Gott in seiner Kirche ebenfalls etwas wert ist

Überhaupt lieben wir eine großzügige Kultur des Fei­ems. Auch, weil Großzügigkeit das Herz weitet und nichts mit Verschwendung gemein hat Auch hat Großzügigkeit, wenn ich es recht überlege, viel mit meinem katholischen Glauben zu tun. Nicht nur Geburtstage sind Festtage, son­dern auch Namenstage, also die Gedenktage unserer Namenspatrone. Vom Hochzeitstag und von unserer Ver­lobung ganz zu schweigen. Der Bezug zu einem Heiligen ist mir wichtig. Auf meinen Namenspatron, den heiligen Martin von Tours, bin ich stolz. Er muß sich hin und wie­der gefallen lassen, von mir um Fürsprache gebeten zu werden. Aber nicht nur er, sondern auch andere Wahlheilige: Caterina von Siena, Johannes, Petrus, Maria, Philipp Neri, Ignatius von Loyola, Thomas Morus und andere.

Meine Katholizität speist sich übrigens auch aus der Faszination von kirchlichen Gestalten, die der Kirche viel Kummer bereitet haben. Franz von Assisi gehört dazu. Sein Widerspruch zum damals wahrlich mächtigen Papst wurde so fruchtbar für die Kirche, weil er ihn mit einer geradezu unglaublichen Treue zur Kirche verband. Das nenne ich Kritik erster Klasse. Die braucht die ecclesia semper reformanda vielleicht mehr als alles andere.

Beeindruckt bin ich aber auch von Gestalten, über deren Heiligkeit beziehungsweise Fanatismus man sich bis heute trefflich streitet Giaccomo Savonarola zum Beispiel, dieser exaltierte florentinische Dominikanermönch aus dem 15. Jahrhundert. War er nun ein Prophet oder ein Ketzer? Mit Sicherheit war er eine zutiefst widersprüchli­che Figur, ein Mensch, der die Widersprüchlichkeit - oder sollte ich sagen: die Gebrochenheit - dieser Welt symboli­siert und durch seine Konfrontation mit der damals so sehr verweltlichten römischen Kirche erfahren mußte, daß die katholische Kirche aus vielen irrfähigen Menschen besteht

Vielleicht gehört für mich deshalb die Bitte um den Heiligen Geist zu den wertvollsten Gebetsformen, die ich von meiner Kirche gelernt habe. Mir scheint, daß diese häufig vernachlässigte dritte Person Gottes uns viel von dem geben könnte, was ich einmal mit „heiliger Unruhe" bezeichnen möchte. Und wenn wir mehr auf Ihn, der der ganzen Kirche ja zugesichert ist, vertrauten, würden man­che Relationen in unseren Debatten wieder stimmen. Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe - das ist doch kein hohles Gerede!

Mir ist bewußt, daß ich mit meiner unverschämt selbst­verständlichen Katholizität häufig anecke. Mir scheint, ich verstoße bisweilen gegen Klischees. Zum Beispiel, wenn ich mich weigere, den Watschenmann zu spielen, nur weil ich katholisch bin. Ich habe auch wenig Verständnis für diejenigen Nichtkatholiken, die glauben, das Recht zu besitzen, einen katholischen Christen zunächst übers Ohr hauen zu dürfen, um ihn dann mit der pseudomorali­schen Bitte zu beruhigen, er solle sich doch mal als guter Christ gebärden! Nein, Christsein heißt für mich nicht, den Dummen zu spielen. Wie häufig hat man mir schon gesagt: " Aber Sie sind doch Christ", wenn man eigentlich meinte: „Sei still und laß mir den Vorteil." Wohlgemerkt, ich spreche hier von Situationen des harten Geschäftsall­tags, wo Christen meines Erachtens nicht verpflichtet sind, ihre Kompetenzen gegen falsch verstandene Nächstenlie­be einzutauschen.

Warum bin ich heute katholisch? Bringt mir das etwas? Ich bin katholisch, weil ich glaube, daß Jesus Christus die­se seine Kirche gestiftet hat und - trotz allem - in ihr lebt Ich bin katholisch, weil ich in der Kirche mehr sehe als nur eine Institution oder einen Verein. Würde ich nur diese Seite meiner Kirche sehen, und wäre ich auf mich allein und die anderen angewiesen, müßte ich verzweifeln. Denn die anderen scheinen dem Anspruch häufig eben­sowenig gerecht zu werden wie ich selber. Aber zum Glück hat Gott seine Kirche so konstruiert, daß sie nicht nur auf Menschen angewiesen ist, auch wenn das biswei­len so scheint und viele Christen heute vergessen haben, daß es auch eine himmlische Seite derselben Kirche gibt Und da kommt es nicht nur auf menschliches Machen an - was übrigens auch für die „irdische Seite" unserer Kirche gilt Warum verdrängen wir so schnell, daß uns der B stand des Heiligen Geistes zugesichert ist? Auch bin ich katholisch, weil ich den geistigen Reichtum, die Gebete und Gebetsformen, die mir meine Kirche aus 20 Jahrhun­derten anbietet, schätze. Und ich bin katholisch, weil ich in dieser Kirche erfahre, aus welcher Quelle sich der Lebenssinn speist

„Gott lieben heißt, sich zu Gott auf die Reise machen. Und diese Reise ist schön" (Johannes Paul I.) Warum bin ich katholisch? Sicher auch, weil mir meine Kirche auf die­ser Reise eine unterhaltsame und faszinierende Reisege­sellschaft bietet Auf jeden Fall wird es mit ihr nie langwei­lig, weil vieles so menschlich zugeht

Wann die letzte Prüfung kommt, weiß ich nicht Aber ich habe einen Wunsch für diese endgültige Seelenkon­trolle: daß ich sie mit Treue überstehe. Wenn es mir gelingt, einmal so zu sterben, wie ich es für gut halte dann, so hoffe ich, wird sich meine Lust, katholisch zu sein erfüllt haben. Auf die Frage, wie ich sterben möchte, wür­de ich antworten: Im Frieden mit Gott Darauf kommt es an. Und dabei wünsche ich mir viel Hilfe von meiner Kirche.

 

Aus dem Buch "VON DER LUST, KATHOLISCH ZU SEIN" - 15 persönliche Bekenntnisse von großen Christen. Aus dem MM-Verlag, Aachen. Eine der besten Glaubenshilfen, die ich je gelesen habe.

  









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