Die Frau des christlichen Abendlandes


 

Die abendländische Kultur erhob sich im Zeichen des Kreuzes, nur im Zeichen ihres Ursprungs wird sie sich erhalten können - Von Gertrud von le Fort / Die Frau des christlichen Abendlandes


Gertrud von le Fort stellt die Bedeutung der Frau für die Gesellschaft heraus und rollt von dort die Problematik ihrer Gegenwart (der Nachkriegszeit) auf - ihre Gedanken zur oft problematischen Entwicklung der Rolle der Frau, der Auswirkungen, die dies auf die Gesellschaft und Geschichte hat, der Säkularisierung und ihre schließliche Folgerung als Aufruf zum Bekenntnis durch die eigene Existenz sind nicht an eine Zeit gebunden.

Die großen geschichtlichen Ereignisse bezeugen im Grunde nur das Sichtbarwerden und Zutagetreten eines inneren und allgemeinen Weltzustandes. Der Mann steht zwar im Vordergrund der Erscheinungen, doch die Frau stellt ihre verschleierte Tiefe dar. Der Mann volzieht die Geschicke, die Frau ist ihr verborgener Mutterschoß. Die Mutter schenkt ihren Söhnen ja nicht nur das leibliche Leben und ein natürliches Erbe - kein späterer Einfluß wird jemals den Einfluß der Mutter ersetzen oder auslöschen können. Zu den Müttern herabsteigen heißt, die formende Bedeutung des weiblichen Einflusses auf den Mann überhaupt anerkennen: "Wenn der Mann fällt, so fällt nur der Mann, aber wenn die Frau fällt, so fällt ein ganzes Volk."

Die Signatur unserer Zeit ist so gebieterisch, daß sie im Letzten jeder Nation unseres Erdteils das gleiche Siegel aufgedrückt hat, abweichend nur durch die Stärke der Ausprägung, nicht dem Wesen nach. Was den heutigen europäischen Menschen in allen Völkern kennzeichnet, ist eine tiefe Entchristlichung. Sie greift weit über die Zahl der bewußt aus der Kirche ausgetretenen Seelen hinaus. Wir dürfen uns über diesen Punkt keinen Augenblick täuschen, denn an dem rückhaltlosen Eingeständnis dieser bitteren Wahrheit hängt die Einsicht in den furchtbaren Ernst unserer Lage.


Während die vergangenen Jahrhunderte auch dort, wo die Kraft des Glaubens schon gebrochen war, doch wenigstens die vom Christenum bestimmte Ethik noch als Grundlage der menschlichen Gesellschaft festzuhalten suchten, stehen wir heute bereits vor deren praktischen Auflösung, und grade die Frau als Frau stellt vielfach die Auflösung dar! Schon die äußere Erscheinung der heutigen Frau ist in dieser Hinsicht oft aufschlußreich. Wie verräterisch sind gewisse "Aufmachungen", welche die Seelenhaftigkeit ihrer Schönheit zerstören, wie charakteristisch die Überbetonung des Körperlichen! Dem nackten Materialismus des Mannes entspricht eine Frau, die in ihrer Weise auch den Geist an die Materie verraten hat, die Zartheit und Heiligkeit der Liebe an den flüchtigen Genuß, die opfervolle Treue an den nichtigen Erfolg der Eitelkeit.

Wir sind zu den Müttern hinabgestiegen, das heißt wir haben die Söhne begriffen. Die verborgenen Tiefen des Geschehens öffnen sich und lassen geheimnisvolle Zusammenhänge und Entsprechungen erkennen. Bietet nicht die Zerissenheit zahlloser Ehen dasselbe Bild im Kleinen wie die Zerissenheit der Völker im Großen? Mahnen nicht die in Schutt gesunkenen Städte an die vielen Heime längst von innen her zerstörter Familien? Wecken nicht die erschütternden Kinderleichen, die so viele Flüchtlingsstraßen säumten, das Erschauern vor jenen zahllosen Kinderleben, denen man nicht gestattete, das Licht der Welt zu erblicken?

Doch - wenn es stimmt: "Wenn die Frau fällt, so fällt das ganze Volk", so lautet es positiv ausgedrückt: Wenn die Frau gesundet, so gesundet ihr ganzes Volk. Die noch christlichen Frauen unseres Erdteils haben sich zusammengefunden, die Kultur der gemeinsamen Heimat, dieses geliebten, wenn auch allzuoft zerissenen Erdteils, zu verteidigen. Die abendländische Kultur erhob sich im Zeichen des Kreuzes, nur im Zeichen ihres Ursprungs wird sie sich erhalten können. Allerdings wird es sich um einen höchsten Einsatz für den Glauben handeln müssen. Mit einem nur formelhaft geübten Christentum läßt sich der heutige Mensch schwer gewinnen. Die rettenden Entschlüsse sind fast immer die opfervollen. Tiefe Vorstöße ins letztlich Wesentliche werden zu wagen und in allen ihren Konsequenzen zu durchleiden sein.

Die Frau kann diesem auf den rein irdischen Erfolg bedachten Zeitalter eine reinere, höhere und liebevollere Welt entgegensetzen und so tatsächlich das polare Gegengewicht einer solchen in die Waagschale des Schicksals werfen. Der rettende Glaube verlangt nicht sowohl Manifeste und Programme als hingebendes Gelebtwerden. Es gibt für die Frau kein anderes Mittel, das, was sie für die Welt ersehnt, heraufzuführen als es selbst zu verkörpern. Ob im stillsten Kreis der Familie oder in der Öffentlichkeit, das ist zuletzt nicht ganz so wichtig, wie unsere Zeit meint. Der äußere Erfolg ist nicht das Letztentscheidende. Die eigentliche Frage, um welche unsere Gedanken ringen. lautet ja gar nicht: "Ist die Erneuerung des christlichen Abendlandes möglich?", sondern sie lautet: "Wollen wir das christliche Abendland erneuern?" Wir meinen ein absolutes Wollen, ein Wollen auch dann, wenn uns über das Bekenntnis der eigenen Existenz hinaus kein letztes Gelingen beschieden sein sollte. Das Wollen liegt in unserer Hand- der Erfolg ist Gott vorbehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 


 





 

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